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Im Gespräch mit Claudia Summerer

Das Kunstwerk als Spiegel zur Seele

Ihre Bil­der zei­gen dem Betrach­ter eine Ver­letz­lich­keit, die, gepaart mit sanf­ten Aqua­rell­tö­nen und nied­li­chen Details, unter die Haut geht. In ihren star­ken Frau­en­fi­gu­ren fin­det man sich oft selbst wie­der: In der Krie­ge­rin, der Frucht­bar­keits­göt­tin, dem klei­nen Mäd­chen, das vol­ler Leich­tig­keit über ein Feld voll Klatsch­mohn läuft. Oft beglei­tet von einem unheil­vol­len schwar­zen Hasen, der den har­mo­nisch und fried­lich anmu­ten­den Bil­dern eine bit­te­re und schwe­re Note verleiht.

Clau­dia Sum­me­rer aus Köln ist Juris­tin, aber ihre Lei­den­schaft gilt der Kunst. Die Auto­di­dak­tin malt, seit sie den­ken kann und drückt ihr Inners­tes in ihren Bil­dern aus. „Ich nut­ze die Male­rei zum Teil auch als Mög­lich­keit, Din­ge zu ver­ar­bei­ten, die mich see­lisch beschäf­ti­gen. Dadurch, dass ich die inne­ren Pro­zes­se ver­bild­li­chen muss, muss ich sie ver­dich­ten, auf ein Bild brin­gen und mich daher sehr inten­siv damit aus­ein­an­der­set­zen.“ Dabei beschreibt sie den Schaf­fens­pro­zess als eine Suche nach dem per­fek­ten Werk – gelei­tet wird sie von ihrer Imagination. 

Wie Oscar Wil­de so schön sagt, spie­gelt die Kunst nicht das Leben, son­dern ihren Beschau­er. Durch mei­ne Kunst darf sich jeder so viel oder wenig gespie­gelt fühlen, wie er möchte.

Clau­dia Summerer

Man könn­te die­sen Pro­zess mit einer psy­cho­ana­ly­ti­schen Sit­zung ver­glei­chen: Der Gedan­ke reift im Kopf und wird dann ver­sprach­licht, nimmt immer schär­fe­re Kon­tu­ren an und prä­sen­tiert sich schließ­lich in sei­ner vol­len Grö­ße, kann von allen Sei­ten betrach­tet und inter­pre­tiert wer­den. Bei Clau­dia Sum­me­rer funk­tio­niert dies durch Sym­bo­le, ihre Bil­der sind voll davon: Zum Bei­spiel der Gra­nat­ap­fel (Frucht­bar­keit), das Herz (Sehn­sucht) oder ein Okto­pus (Nähe)… „Aus die­sen ein­zel­nen Sym­bo­len kann ich ein gro­ßes Gefühl oder einen Ein­druck zusam­men­set­zen wie ein Puz­zle“, sagt sie. 

Die Figu­ren auf ihren Bil­dern stellt die Künstlerin selbst – wer sie ken­nen­lernt, wird die frap­pie­ren­de Ähn­lich­keit zwi­schen ihr und den Frau­en fest­stel­len. Den­noch ver­neint sie die stren­ge Zusam­men­ge­hö­rig­keit zwi­schen Abbild und Selbst: „Die Per­son, die auf mei­nen Bil­dern zu sehen ist, sieht mir oft ähn­lich. Ich male mich aber nicht selbst, son­dern nur mei­nen Kör­per. Das hat sich aus einem prak­ti­schen Grund her­aus erge­ben: Ich habe kein Modell, dass sofort zur Stel­le sein kann, wenn ich gera­de einen Ein­fall habe, den ich sofort auf Papier brin­gen will.“ Sie bie­tet ihren Kör­per als Pro­jek­ti­ons­flä­che für das Gefühl. Dar­in darf sich jeder wiedererkennen.

„Wie Oscar Wil­de so schön sagt, spie­gelt die Kunst nicht das Leben, son­dern ihren Beschau­er.
Durch mei­ne Kunst darf sich jeder so viel oder wenig gespie­gelt fühlen, wie er möch­te“. Ihre Bil­der und deren Sym­bo­lik zu entschlüsseln, überlässt die Künstlerin ganz dem Betrach­ter – sie lie­fert weder Anlei­tung noch Inter­pre­ta­ti­ons­hil­fe. „Ich bin kei­ne Freun­din der Fra­ge: ‚Was will uns der Künstler sagen?‘ Die­se Fra­ge beinhal­tet mei­nes Erach­tens näm­lich die Fra­ge nach der ein­zig wah­ren Aus­sa­ge des Bil­des. Die ein­zig wah­re Aus­sa­ge gibt es bei einem Bild aber nicht und sie ist schon gar nicht dem Künstler vor­be­hal­ten. Für mich teilt das idea­le Werk eine so umfas­sen­de Bot­schaft mit, dass sie nicht ein­mal der Künstler ganz überblicken kann. Bei sol­chen Wer­ken kann es dann pas­sie­ren, dass sie in gewis­ser Wei­se ein Eigen­le­ben führen. Wenn man sie sich mit einem gewis­sen zeit­li­chen Abstand ansieht, kön­nen sie plötz­lich eine neue oder wei­te­re Bedeu­tung beinhal­ten. Das beweist für mich, dass Kunst frei ist. Des­we­gen müsste die Fra­ge der Betrach­ter nicht lau­ten: ‚Was will uns der Künstler sagen?‘, son­dern ‚Was will uns das Kunst­werk sagen?‘“.

Das Kunst­werk als Schnitt­stel­le zwi­schen Phan­ta­sie und Rea­li­tät, zwi­schen Lust­prin­zip und Rea­li­täts­prin­zip. Der Künstler als Werk­zeug, als Erschaf­fer eines Spie­gels für die See­le des Betrach­ters. Gleich dem Ana­ly­ti­ker, der dem Pati­en­ten als wei­ße Lein­wand zur Verfügung steht. In Clau­dia Sum­me­rers Bil­dern hat man ein Stück weit die­se Lein­wand gefun­den. Sie hat sie nur schon ein wenig eingefärbt.

Alle Bil­der sind Eigen­tum von Clau­dia Summerer.

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