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Moderne Kommunikation

Alles auf einen Blick

Vernetzung, Effizienz, self-optimizing und ständige Kommunikation - sind Smartphones das, was der analoge Mensch so innig sucht?

Alles auf einen Blick

Vernetzung, Effizienz, self-optimizing und ständige Kommunikation - sind Smartphones das, was der analoge Mensch so innig sucht?

„I can do more dama­ge on my lap­top in my pyja­mas than you can do in a year in the field”, sagt der genia­le Tech­ni­ker Q im neu­es­ten Bond-Film. Auch wir, die wir nicht pri­mär mit Geheim­dienst­ak­ti­vi­tät beschäf­tigt sind, kön­nen angeb­lich viel mit wenig bewe­gen. Die Rechen­leis­tung eines Smart­phones sei zehn­tau­send­fach grö­ßer als die des Com­pu­ters, der die ers­te Mond­lan­dung steu­er­te, liest man. In Sekun­den kön­nen wir Ter­mi­ne, Fotos, Nach­rich­ten, Musik und noch viel mehr steu­ern. Sekun­den brau­chen wir für einen Gang in die Biblio­thek, das Tref­fen einer roman­ti­schen Ver­ab­re­dung, die Teil­nah­me an einer Auk­ti­on, ein Spiel mit einem Freund, den Weg auf einer Kar­te fin­den etc. „Ever­y­thing at Once“, wie es in der Wer­bung zum neu­en Win­dows 8 heißt. 

Ver­spro­chen wird dar­in offen­bar einer­seits eine effi­zi­en­te­re Lebens­ge­stal­tung, ande­rer­seits Indi­vi­dua­li­tät – das neue Betriebs­sys­tem wird näm­lich auch mit dem Slo­gan „Express yours­elf“ bewor­ben. Doch Effi­zi­enz trifft kei­nen Nerv. Sie kann nie­mals die Fas­zi­na­ti­on erklä­ren, die die Ver­kaufs­zah­len von Smart­phones welt­weit so hoch hält. 

Genau­so wenig ist eine kol­lek­ti­ve Kom­mu­ni­ka­ti­ons­sucht als Erklä­rung zurei­chend, wie es die Jour­na­lis­tin Nina Pau­er in ihrem Buch „LG;-) Wie wir vor lau­ter Kom­mu­ni­zie­ren unser Leben ver­pas­sen“ vor­schlägt. Eine Ant­wort fin­det sich aber in Rai­nald Gre­bes fan­tas­tisch klu­gem Lied mit dem Titel „Das psy­cho­lo­gi­sche Jahr­hun­dert ist vor­bei“: „Wir lie­gen auf der Couch und schau­en fern. Wir schä­len wie­der Zwie­beln, eieiei/aber da ist nun mal kein Kern.“ 

Das Ver­spre­chen, die unter­schied­lichs­ten Berei­che eines zer­split­tern­den Lebens wie­der zusam­men­zu­brin­gen, die unter­schied­lichs­ten Rol­len einer Per­son zu ver­ei­nen, einen Punkt zu schaf­fen, an dem alle Fäden eines Lebens zusam­men­lau­fen, kann die­se Fas­zi­na­ti­on schaf­fen. Der Begriff orga­ni­zer hat die glei­chen sprach­li­chen Wur­zeln wie Orga­nis­mus und ver­weist so auf das Gan­ze, das Hei­le, den Flucht­punkt unse­rer viel­fäl­ti­gen gleich­zei­ti­gen Akti­vi­tä­ten, den wir oft nicht erken­nen kön­nen. Und so kann das Smart­phone ver­stan­den wer­den als der Tele­fon-gewor­de­ne Wunsch nach einem kohä­ren­ten, einem sicht­ba­ren „expres­sed self“.