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Sehr geehrter Herr Minister Dr. Heubisch,
sehr geehrter Herr Minister Dr. Huber,
sehr geehrter Herr Präsident Prof. Huber,
sehr geehrter Herr Prof. Brodbeck,
sehr geehrter Herr Prof. Zihl,
Als Vertreter der bundesweiten studentischen Initiative „Interessengemeinschaft der Psychoanalyse an Universitäten“ (IDPAU) verfolgen wir mit großer Sorge den Gang der Ereignisse im Zusammenhang mit der Neubesetzung des Lehrstuhls für klinische Psychologie und psychologische Psychotherapie an der LMU München. Wir halten es für nicht hinnehmbar, dass jetzt nur sechs verhaltenstherapeutische Bewerber in die nähere Auswahl gezogen und eingeladen worden sind, obwohl sich auf der psychoanalytischen Seite sehr kompetente Personen, wie zum Beispiel Frau Professor Anna Buchheim, Inhaberin des Lehrstuhls für klinische Psychologie an der Universität Innsbruck am Verfahren beteiligt hatten. Sie hat eine bahnbrechende Studie zum neurobiologischen Nachweis der Wirksamkeit und der Nachhaltigkeit psychoanalytisch orientierter Behandlungsverfahren veröffentlicht, die international Beachtung gefunden hat. Wir weisen darauf hin, dass der Lehrstuhl ausdrücklich neurobiologisch ausgeschrieben wurde.
Wir sehen uns mit einem Studium konfrontiert, in dem wir systematisch vom Zugang zu einem der großen modernen psychotherapeutischen Behandlungsverfahren ferngehalten werden, das über die Hälfte der psychotherapeutischen Krankenkassenversorgung in der BRD bestreitet. Den Studierenden wird die Möglichkeit genommen, sich mit den Methoden und Konzepten der zeitgenössischen Psychoanalyse und der psychodynamischen Psychotherapieverfahren bereits während des Studiums differenziert auseinander zu setzen. Dazu reichen einige Lehrveranstaltungen von Lehrbeauftragten keinesfalls aus.
Wenn man sich vor Augen führt, dass von den 44 Lehrstühlen für klinische Psychologie in Deutschland gegenwärtig 42 verhaltenstherapeutisch besetzt sind und nach dem gegenwärtigen Gang der Dinge der Münchner Lehrstuhl der 43. sein wird, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass eine Disziplin, die sich vor allem mit unbewussten Prozessen im Menschen beschäftigt, vom Studium der Psychologie ferngehalten werden soll. Als die Psychologie noch weitgehend behavioristisch fundiert war, ließ sich dies vielleicht noch nachvollziehen; mittlerweile hat sich in der Psychologie aber ein anderes Menschen- und Methoden-Verständnis etabliert. Umso unverständlicher ist es deshalb, dass eine Disziplin, die sich seit über einem Jahrhundert mit unbewussten Vorgängen im Menschen beschäftigt, während des Masterstudiums in ihren Grundzügen nicht gelehrt werden soll. Dabei ist ja doch der Nachweis der weitgehend unbewussten Funktionsweise des Gehirns eines der wesentlichen Ergebnisse der modernen Neurobiologie. Wir können uns des Eindrucks nicht erwehren, dass die Besetzungspolitik an den Lehrstühlen für klinische Psychologie in Deutschland den Tatbestand der verdeckten Diskriminierung eines gesamten Wissenschaftsfelds erfüllt.
Wir, die Studierenden der klinischen Psychologie wehren uns dagegen, dass uns der Zugang zu psychoanalytischem Denken systematisch vorenthalten wird. Wir sind der Überzeugung, dass diese Vorenthaltung nicht einer wissenschaftlichen Minderqualifizierung der Psychoanalyse entspricht, wie dies von den Amtsinhabern behauptet wird, sondern mit verdeckten berufspolitischen Gründen zu tun hat. Wir bitten Sie mit unserer Unterschrift unter diese Petition, sich einer derartigen Entwicklung im Namen der wissenschaftlichen Redlichkeit entgegenzustellen.
Freundliche Grüße,
die IDPAU e.V.