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Pärchenabend (2011)

Der Blick der Anderen

Zwei Pär­chen Anfang 30, eine neue Woh­nung, selbst­ge­mach­te Mar­me­la­de und Blu­men als Gast­ge­schenk, ein „Gruß aus der Küche“ und Ker­zen auf dem ele­gant gedeck­ten Tisch. Und schon in den ers­ten Sze­nen in Har­di Sturms preis­ge­krön­tem Kurz­film „Pär­chen­a­bend“ ist die dro­hen­de Explo­si­on zu spüren.

Stil­si­cher zeich­net die­ser Film sei­ne Figu­ren in einer Atmo­sphä­re voll untergründigem Bro­deln. Tim, den künstlerisch erfolg­lo­sen, aber sehr attrak­tiv und geheim­nis­voll wir­ken­den Foto­graf; Ade­le, sei­ne unterkühlt auf­tre­ten­de Freun­din aus rei­chem Haus; Sabri­na, eine Gale­ris­tin mit lebens­fro­hem und lei­den­schaft­li­chem Gemüt; und Sven, den etwas nai­ven, bei Frau­en sonst eher erfolg­lo­sen Opti­ker, der Sabri­nas Herz mit einer eigens ange­fer­tig­ten Bril­le gewon­nen hat. Im Posi­ti­ven ver­bin­den die­se Men­schen Part­ner­schaft (Tim & Ade­le; Sven & Sabri­na), Freund­schaft (Ade­le & Sven), die Hoff­nung, dass Tims Wer­ke aus­ge­stellt wer­den (Ade­le & Sabri­na) und, wie sich her­aus­stellt, eine alte Lie­be (Tim & Sabri­na). Doch wer­den sie alle im Lau­fe des Abends zu immer ver­strick­ter und erbit­ter­ter kämp­fen­den Riva­len. Warum?

Im Lau­fe des Films wird deut­lich, wie sehr sich Tim und Ade­le hin­sicht­lich der Moti­ve für die­se Abend­ein­la­dung etwas vor­ma­chen. Nie haben sie Svens roman­ti­schen oder Tims beruf­li­chen Erfolg im Auge gehabt – unbe­wusst geht es von Anfang an dar­um, ihre eige­ne Unzu­frie­den­heit durch einen abwärts gerich­te­ten Ver­gleich zu lin­dern. Sie wol­len ihre schein­bar per­fek­te Lie­be eben­so vorführen wie ihre per­fek­te Woh­nung, um mit der nei­di­schen Reflek­ti­on selbst ein wenig den Glau­ben dar­an zurückzugewinnen. 

Dabei könn­ten die unbe­wuss­ten Kon­flik­te der bei­den unan­ge­tas­tet blei­ben: Ade­les hilf­lo­se Wut ange­sichts Tims Wei­ge­rung, sich ganz von ihr ver­ein­nah­men zu las­sen, und Tims Krän­kung ange­sichts ihrer Wei­ge­rung, sein ange­knacks­tes Künstler-Selbst durch Bewun­de­rung sei­ner Arbeit zu stützen. In der Tat gelingt es Ade­le durch­aus, Sabri­na mit dem, was sie „hat“ (Figur, Woh­nung, Mann), nei­disch zu machen; nicht so jedoch Tim, der von dem erfolg­rei­chen Sven auf sein Schei­tern auf­merk­sam gemacht wird. Die Gedemütigten Sabri­na und Tim begin­nen ihrer­seits, die alte Ver­traut­heit und Inti­mi­tät zur Schau zu stel­len und sich über ihre Part­ner lus­tig zu machen. Es gibt kei­ne Unver­letz­ten nach die­sem Abend – aber am Ende scheint er doch sei­nen Zweck erfüllt zu haben. 

Wenn der Feind „uns­re eig­ne Fra­ge als Gestalt“ ist, wie es der Dich­ter Theo­dor Däub­ler schrieb, dann gehen Tim und Ade­le und Sabri­na und Sven als gut befein­de­te Pär­chen aus­ein­an­der. „Bis zum nächs­ten Mal.“, sagt Sabri­na, wäh­rend sie Sven in den Man­tel hilft, „Dann aber bei uns.“

Pärchenabend (2011)

Kurzfilm von Hardi Sturm

Mit Stefan Aretz, Hannah Herzsprung, Alexander Khuon