Address
304 North Cardinal St.
Dorchester Center, MA 02124
Work Hours
Monday to Friday: 7AM - 7PM
Weekend: 10AM - 5PM
Address
304 North Cardinal St.
Dorchester Center, MA 02124
Work Hours
Monday to Friday: 7AM - 7PM
Weekend: 10AM - 5PM
Ein älterer Mann bricht in ein Haus ein, schleicht durch die Räume und leuchtet mit einer Taschenlampe umher, bis sein Blick auf ein Bild fällt – und er entdeckt, dass er in seinem eigenen Haus ist. Frank, ein ehemaliger Einbrecherkönig, findet sich immer schlechter im Alltag zurecht. Sein besorgter Sohn Hunter stellt ihm daher eines Tages einen Pflegeroboter zur Seite, den Frank zunächst nur feindselig beäugt. Später wird Frank merkwürdig anrührend sagen: „Ich brauche ihn. (…) Er ist mein Freund.“.
Doch was ist das für eine „Freundschaft“, von der der Film erzählt? Es ist überhaupt keine, muss man feststellen. Robot ist kein Mensch, er hat keine Persönlichkeit – das sagt er und es stimmt. Der Zuschauer wird keinen der bekannten Roboterfilm-Momente erleben, in denen er erleichtert merkt: „Ach, er hat DOCH ein Herz!“. Aber genau deshalb ist der Film großartig und berührend. Frank ist Mensch genug, mit allen Hässlichkeiten, Macken und Problemen, und es ist Frank, dessen Natur man lieben lernt. Der Robot drängt ihn nicht mit seiner „überraschenden“ Liebenswürdigkeit in den Hintergrund; er stellt sich wirklich als der Butler heraus, als den ihn Hunter seinem Vater zu verkaufen versucht.
In Sigmund Freuds „Notiz über den Wunderblock“ (Freud, 1925) wird der psychische Apparat mit einer Schreibtafel verglichen, die Schrift zeigt, wenn durch eine harte Folie hindurch Wachspapier und Wachstafel aneinandergedrückt werden. Die Schrift verschwindet, wenn das Wachspapier wieder von der Tafel abgehoben wird. Die erscheinende und wieder verschwindende Schrift setzt Freud mit den Inhalten des Wachbewusstseins gleich; die Wachstafel, in die sich, von außen unsichtbar, tiefe Spuren dauerhaft eingraben können, mit dem Unbewussten. An diese Besonderheit – die Unvorhersehbarkeit, die uneinsehbare Tiefe des Menschen – erinnert der Film: mit dem sturen, vergesslichen, undurchsichtigen Frank und der alten, dunklen, verschachtelten Stadtbibliothek, die er immer noch regelmäßig besucht.
Im Gegensatz zum Rechnen ist das Denken nicht transparent. Das Denken folgt nicht den vorausberechneten Bahnen, sondern begibt sich ins Offene.
Byung-Chul Han
Doch der Film zeigt auch, wie eine andere Art von Bewusstsein mit einer anderen Art von Gedächtnis aussehen könnte. Robot hat einen Speicher. Dieser besitzt schier unermessliche Größe und ist alles andere als anfällig für Vergesslichkeit. Auch die Bibliothek wird im Film noch in dieses Format überführt, digital archiviert von den versnobt-avantgardistischen Kulturschaffenden der Zukunft, damit nichts verloren geht.
Doch geht nicht vielleicht etwas verloren, das keine bloße Information ist? Der deutsche Medientheoretiker und Philosoph Byung-Chul Han schreibt: „Im Gegensatz zum Rechnen ist das Denken nicht transparent. Das Denken folgt nicht den vorausberechneten Bahnen, sondern begibt sich ins Offene.“ (Han, 2012). Und manchmal, so möchte man nach dem Besuch von „Robot & Frank“ ergänzen, begibt sich das unvorhersehbare menschliche Denken eben auch in die Häuser anderer Leute, um sich deren Diamanten anzueignen
Science-Fiction von Jake Schreier
Mit Frank Langella, James Marsden, Liv Tyler, Susan Sarandon