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Im Gespräch mit Ralph Radach, Wuppertaler Prodekan Fachbereich G

„In der Psychologie machen wir den Menschen messbar.“

Wir führten ein Gespräch mit dem Prodekan des Fachbereich G über die Repräsentation psychoanalytischer Inhalte im Psychologie-Studium an der Bergischen Universität Wuppertal.

Am 11.12.2013 haben wir uns vom IDPAU e.V. Vor­stand auf den Weg zu einem Gespräch mit dem Wup­per­ta­ler Pro­de­kan des Fach­be­reich G gemacht, um die Situa­ti­on der Psy­cho­ana­ly­se an der Uni­ver­si­tät Wup­per­tal zu the­ma­ti­sie­ren. Unse­re For­de­rung unter­schied sich nicht zu der gestell­ten an Prof. Neu­ner von der Uni­ver­si­tät Bie­le­feld und auf die hin wir erfolg­reich ein Semi­nar mit Prof. Dr. Hans Vol­ker Wert­h­mann zum Win­ter­se­mes­ter 2013/14 initi­ie­ren konn­ten. Es war erfreu­lich, dass auch die kli­ni­sche Lehr­stuhl­in­ha­be­rin sich bereit erklär­te an unse­rem Gespräch teil­zu­neh­men. Lei­der hat­te man sich dort nicht son­der­lich auf das Gespräch mit uns vor­be­rei­tet und wir muss­ten zu Beginn unse­re For­de­run­gen erklä­ren und das Schriftstück wur­de ledig­lich überflogen. Unse­re Semi­nar­vor­schlä­ge, wel­che wir zum Gespräch mit­ge­bracht hat­ten, wur­den so ein­ge­stuft, dass die­se doch eher in die Aus­bil­dung gehö­ren würden, man wol­le ja nicht ein The­ra­pie­ver­fah­ren bevor­zu­gen und die­sem ein eige­nes Semi­nar wid­men. Auf unser Argu­ment hin, dass Frau Dr. Imhorst ähn­li­che Semi­na­re aber bereits an der Uni­ver­si­tät zu Köln gehal­ten hat und das die­se kei­nes Wegs auf die Aus­bil­dung aus­ge­legt sei­en, war auf ein­mal der Kli­ni­sche Lehr­stuhl in Wup­per­tal für so brei­te Leh­re schlicht weg zu klein.

Nun ja, da stell­te sich die Fra­ge, wie­so wir überhaupt gekom­men waren? Die war rela­tiv rasch beant­wor­tet, man woll­te uns das Gefühl geben, dass wir ernst genom­men wer­den und ange­hört wer­den und sie woll­ten mit allen Mit­teln Ver­ständ­nis für die Situa­ti­on der Uni erhal­ten, wel­che ja bereits zu 140% aus­ge­las­tet wäre. Auf unser Argu­ment, dass der Dozent / die Dozen­tin doch von außer­halb kom­men würde, wur­de geant­wor­tet, dass man ggf. eine Umfra­ge durchführen müsste, um zu prüfen, ob denn wirk­lich Nach­fra­ge bestehe. Wir boten uns an eine sol­che Umfra­ge durchzuführen, aber sie hat­ten ihr Tot­schlag­ar­gu­ment „der kli­ni­sche Lehr­stuhl in Wup­per­tal ist zu klein“. Über­haupt gibt es ja sehr vie­le ande­re The­ra­pie­rich­tun­gen und wenn man erst­mal anfan­gen würde, ein­zel­ne Semi­na­re zu geneh­mi­gen, dann würden ja viel­leicht auch ande­re Stu­den­ten die Leh­re wei­te­rer The­ra­pie­ver­fah­ren for­dern. Wir beton­ten, dass unser Fokus auf der Psy­cho­ana­ly­se liegt, die von den Kran­ken­kas­sen bezahlt wird, vom wis­sen­schaft­li­chen Bei­rat Psy­cho­the­ra­pie 2004 als wis­sen­schaft­lich aner­kannt wor­den ist und psy­cho­ana­ly­tisch begründeten Ver­fah­ren neben der Ver­hal­tens­the­ra­pie als Ver­tie­fungs­fach inner­halb der Psy­cho­the­ra­peu­ten­aus­bil­dung emp­foh­len wer­den. Dar­auf wur­de geschwiegen.

Wir dreh­ten uns im Kreis und fan­den uns bei dem strik­ten Stu­di­en­ver­laufs­plan wie­der, der so etwas nicht ermög­li­chen würde – im Bache­lor gin­ge es ja eh nicht um The­ra­pien. Modu­le im kli­ni­schen Bereich soll­ten stö­rungs­spe­zi­fisch und nicht an Schu­len ori­en­tiert sein. Bei den Psy­cho­ana­ly­ti­kern feh­le ein­fach die empi­ri­sche For­schung, dafür kön­ne man ja nun nichts, es würde sich auch kaum bewor­ben wer­den. Wenn wir einen Psy­cho­ana­ly­ti­ker fin­den würden, der empi­risch forscht, dann hät­ten wir viel­leicht die Mög­lich­keit, ihn im Rah­men eines Kol­lo­qui­ums ein­zu­la­den – Das wäre doch schon mal etwas Schö­nes. Da wir vor Freu­de nicht in die Luft gesprun­gen sind, wur­de fest­ge­stellt, dass wir es unse­ren Gesprächs­part­nern nun nicht gera­de ein­fach machen würden, auf sie zuzu­kom­men. Es wur­de sich schließ­lich extra für uns Zeit genom­men. Uns wur­de zudem emp­foh­len bei unse­rem Inter­es­se viel­leicht eher Heil­päd­ago­gik zu stu­die­ren, denn dort würden wir qua­li­ta­ti­ve For­schung fin­den, die Psy­cho­lo­gen sind nun ein­mal quan­ti­ta­tiv for­schend und mes­sen den Menschen.

„der kli­ni­sche Lehr­stuhl in Wup­per­tal ist zu klein“. Über­haupt gibt es ja sehr vie­le ande­re The­ra­pie­rich­tun­gen und wenn man erst­mal anfan­gen würde, ein­zel­ne Semi­na­re zu geneh­mi­gen, dann würden ja viel­leicht auch ande­re Stu­den­ten die Leh­re wei­te­rer The­ra­pie­ver­fah­ren fordern. 

Also lie­be Kom­mi­li­to­nin­nen und Kom­mi­li­to­nen und Freun­de der IDPAU e.V. (oder um es mit den Wor­ten unse­rer Dozen­ten in NRW zu sagen): „Stö­ren­frie­de“ – wie wir – „ ver­dor­be­ne Psy­cho­ana­ly­se-Stu­den­ten“ und „Abtrünnige Weg­be­schrei­ter“, ent­we­der wir ver­mes­sen den Men­schen oder wir wer­den abge­scho­ben in die Heil­päd­ago­gik! Aber wir las­sen uns nicht abschie­ben und wer­ten die­sen Wink als Belei­di­gung, genau wie das Ange­bot „mal einen Ana­ly­ti­ker in ein Kol­lo­qi­um ein­zu­la­den“. Wir wer­den wei­ter an einer viel­sei­ti­gen Psy­cho­lo­gie arbei­ten, wie wir sie uns wünschen.